„Unabhängigkeit, Freiheit, Glücklichkeit“ – dieser Wahlspruch der Sozialistischen Republik Vietnam trifft durchaus auch auf die vietnamesische Küche zu. Unter dem Einfluss von vier Kulturen, die das traumhafte Land am Südchinesischen Meer entweder besetzten oder mit ihm Handel trieben (China, Indien, Portugal und Frankreich), hat sich in Vietnam eine ganz besondere Küche entwickelt. Beim Genuss der Speisen fühlt man sich tatsächlich freier (leichter) und wird dabei immer glücklicher. Die unglaubliche Vielfalt des Speiseangebotes machen vietnamesische Restaurants zu wahren Schlemmerparadiesen. Wie in Saigon (Ho-Chi- Min-Stadt) entpuppen sich auch überall im Land viele einfache Gaststätten als Gourmettempel mit internationaler Anziehungskraft.
Hier erinnere ich mich gerne an das „Cargo Club Restaurant“ in Hoi An / Zentralvietnam. Dem Kolonialstil nachempfunden, fühlt man sich im schlichten aber stylischen „Cargo“ sofort wie Zuhause. Vom Balkon hat man einen grandiosen Blick über den Thu-Bon-Fluss, der nur wenige Kilometer später in das Südchinesische Meer mündet. Das „Cargo“ ist eine ‚In-Location‘. Hier trifft man internationales Publikum und eventuell auch ein bekanntes Gesicht. (Bei mir war es ein deutscher Arzt von Mallorca mit seiner Familie.) Doch die Krönung ist die fantastische Küche! Zu meinem Geburtstag gönnte ich mir eine Art Indochina-Rinderfilettopf – serviert in einer heißen (auf dem Teller brennenden) Kokosnuss. Der Topf machte auf mich dermaßen Eindruck, dass ich am nächsten Tag wie ein kleines Kind gleich noch einen haben wollte. (Perfekt abgeschmeckt, leichte Chilischärfe, angebratene Zwiebeln, ein Schuss Kokosmilch und butterzartes, ganz kurz angebratenes, in kleine Stücke geschnittenes Rinderfilet.) Leider habe ich kein perfektes Foto von dieser kulinarischen Gaumenfreude. Die pittoreske „World Heritage“- Stadt Hoi An (Weltkulturerbe) ist übrigens auch eine der schönsten Orte die ich bisher gesehen habe.
Rinderfiletttopf mit Zwiebeln in heißer Kokusnuss im Restaurant „Cargo Club“ in Hoi An / Vietnam © Rex Schober
Ideale klimatische Bedingungen verschaffen manchen Regionen Vietnams (vor allem im Süden) bis zu drei Ernten im Jahr. Es gibt exotisches Obst und Gemüse in Schlaraffenland-ähnlicher Hülle und Fülle! Auf den unzähligen Märkten gibt es immer frische Produkte, von denen wir Europäer einige so noch nie gesehen haben (Tierische Innereien, Schlangen, Skorpione, Insekten, verschiedenes Wild etc.). Ähnlich wie wir essen die Vietnamesen alles, doch bei uns ist das Angebot bekanntlich beschränkter. Auf vietnamesischen Märkten muss jeder europäische Food & Beverage Manager feuchte Augen bekommen. Mit diesen Produkten und Kreativität könnten sich viele deutsche Gaststätten von ihrer kulinarischen Langeweile befreien. (Doch auch vietnamesische Restaurants in Deutschland können leider nicht immer authentisch sein, weil eben die frischen Kräuter, Obst- und Zutaten fehlen.) Ein Tipp: In Berlin hat kürzlich ein weiteres Vietnamesisches Restaurant eröffnet, dass dringend zu empfehlen ist: Restaurant „Van Lang“, Marzahner Promenade 42, 12679 Berlin / 030 -91454346 So schmeckt es in Vietnam!
Wie in der asiatischen Küche üblich, werden die Gerichte im Wok über offenem Feuer kurz heiß angebraten oder frittiert und innerlich schonend gegart. Gemüse, Fleisch, Nudeln und Obst landen traditionell im Wok – alles wird in der Pfanne zubereitet. Während im Norden des Landes schlicht und einfach gekocht wird, verfeinern sich Zubereitungen und Kochkünste zum Süden hin. Sehr beliebt sind Kochstände an den Straßen (Garküchen), bei denen man individuell bestellen kann und auf kleinen Plastikstühlchen Platz nimmt. Die Vielfalt der Angebote ist genauso gigantisch wie der niedrige Preis. Auf der Straße wird man für 0,50 Cent bis 1,- Euro satt!
Im nächsten Teil (2) beschreibe ich Euch, was denn nun konkret auf den vietnamesischen Speisetisch kommt und was man dazu trinken kann.
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